Bezug nehmend auf den bis vor kurzem noch leeren zentralen Ausstellungsraum der Neuen Galerie in Kassel, dir vor
etwa einem Jahr nach einem Umbau wiedereröffnet wurde, stellte sich die Frage, welche Arbeiten könnte man in
diesem Raum präsentieren, wenn man jeden kuratorischen und institutionellen Prozess umgeht, den üblicherweise
Ausstellungen an solchen Orten durchlaufen müssen.
Entstanden sind fotografische Arbeiten, die sowohl den Raum und vorhandene Proportionen und Lichtverhältnisse
reflektieren,als auch mit der klassischen abstrakten Malerei der Moderne kokettieren. So erinnern die Arbeiten nicht
ganz zufällig an Malerei von Mark Rothko, Gotthard Graubner oder Rupprecht Geiger. Malerische Techniken wie das
Übereinanderlegen von Farbschichten und die dadurch entstehende Transparenz werden durch eine spezielle
fotografische Aufnahmetechnik erzielt. Die Arbeiten wurden digital mit einer Aufnahme erstellt und dabei nicht
entscheidend nachträglich bearbeitet.
Das zentrale Thema der Abstraktion als Auflösung der Gegenständlichkeit ist eines der wichtigsten Themen der
Moderne, und gleichzeitig eine wichtiges Thema dieser Arbeit. Fotografie hat es – durch sein Medium bedingt – viel
schwerer, sich vom Gegenstand zu lösen, als Malerei. Bei diesen Arbeiten sind gegenstandslose Farbräume entstanden,
die eine geringe Schärfeebene enthalten und dabei nicht, eine konkrete Figur zu erkennen, da sie nur auf
unscheinbaren Schlieren und Kratzern beruht.
Die Serie Neue Galerie ist ein formal grundsätzlich neuer Ansatz in der Arbeit von Werner Huthmacher. Inhaltlich
bezieht sie sich auf Arbeiten wie Scape oder Investigations, die das Spiel von Austauschbarkeit von Bild-
Wahrnehmungsebenen zum Thema haben.
Bei Neue Galerie ist allerdings der grundlegende Auslöser nicht offensichtlich mit politischen Aussagen verknüpft,
sondern bezieht sich auf die Inszeniereung von Kunst an sich. Der nicht ganz ernst gemeinte Ansatz, die Kunst
klassischer Ausstellungsorte durch neu erfundene Arbeiten zu ersetzen ist, wenngleich etwas vermessen, der nette
Versuch die Zeitmäßigkeit von klassischer, analoger Kunst in Museen zu hinterfragen, und verwandelt sich dabei
gleichzeitig in eine demütige Verneigung genau vor dieser Kunst und diesen Orten.
Fotomontage einer fiktiven Ausstellung in der Neuen Galerie Kassel.
Ausstellungsdokumentation in der Galerie LORIS Berlin