Die Fotoinstallation „Investigations“ zeigt ca. 70 Arbeiten, mit denen der Künstler die Welt mit ihren Geschichten

erforscht. Der Ausgangspunkt der Werkserie ist die Stadt Blacksburg in Virginia (USA). Darauf hin wurde die Arbeit an

unterschiedlichen Orten und Ländern fortgeführt. Er zeigt Orte, Darsteller und Geschehnisse als Bausteine einer

Fiktion.

 

Die Arbeiten sind beweglich auf unterschiedlichen Ebenen an der Wand montiert ist und lassen sich jeweils vom

Betrachter verändern. So können permanent neue Zusammenhänge entstehen. Jeder Betrachter reagiert anders auf

die Bilder und gestaltet mit seinen Erfahrungen und Erinnerungen seine eigenen Assoziationen. Der reale Ort hebt

sich durch einem Ort der Imagination auf. Man erfährt erst beim Hinundherschieben, dass es nicht wirklich wichtig,

aber durchaus möglich ist einen narrativen Erzählstrang entstehen zu lassen. Werner Huthmacher hat die

Fotoarbeiten in ihrer Summe so angeordnet, dass immer wieder Brüche, Leerstellen im Fluss der „laufenden“ Bilder

entstehen. So können sich mitten im Alltag stille Dramen oder komische Stories, scheinbare Handlungsstränge

entwickeln. Sie sind so beiläufig im Bild angesiedelt, als hätte der Zufall sie dorthingeweht. In dieser Diskretion

entfalten sie aber eine Energie, die sich auf den Eindruck des Ganzen überträgt.

 

Kern der Fotoarbeiten ist das Fragment, das Mehrschichtige und Vieldeutige im Blick auf die Wirklichkeit. Die

Arbeiten verdichten die topographische Gestalt der Welt. Seine Motive findet der Künstler an scheinbar banalen

Orten, in urbanen Leerstellen und oft zwischen Natur und Zivilisation. Zugleich sind die aufgezeigten Spuren real –

markieren sie die sich ins Bild eingeschriebene, vergehende Zeit und den tatsächlichen Ablauf von Ereignissen.

 

Immer wieder vermittelt die Installation ihren cineastischen Charakter zwischen Ordnung und Strukturierung und

zeigt, dass es um die Erkundung der Grenze zwischen menschlichem Kulturraum und unberührter Natur geht.

Huthmachers Fotoinstallation verweist darauf, wie viele reale Geschichten es gibt, wie viele unterschiedliche

Anfänge und Enden und das hier ein universeller Ort beschrieben ist. Er ist gekennzeichnet durch eine konsequente

semantische Vermischung. Die in dieser Fotografie sichtbar, nein erfahrbar werdende Verschiebung des

fotografischen Blicks hin zum Ambivalenten erklärt somit auch die veränderte Wahrnehmung des Raumes. Die

Fragmentarisierung des Blicks bedingt im Kontext dieser Arbeiten zudem auch die zunehmende Verunklärung von

Außen und Innen, von Interieur und Landschaft. Und so zeigt Huthmacher hybride Raumgebilde: nicht drinnen, nicht

draußen, nicht erhaben, nicht pathetisch, sondern lapidar, banal, und darin ebenso idyllisch wie provokant.

 

Der Installation stehen drei großformatige Bilder gegenüber, die einen Ruhepol markieren. Sie verweisen auf die

Verortung des Menschen in der Welt und verdichten sich zu einer „Poesie des Raumes“. Eine fotografische Position,

die im Hervorbringen ambivalenter Bildgehalte geeignet scheint das Schwanken zwischen Registratur und Fiktion

auszuloten. Dabei rückt nicht zuletzt die Markierung der Grenze zum Außen ins Bild, die Huthmacher

mitfotografiert. Ihm gelingt es im scheinbar nüchternen Registrieren, die unterschiedlichen Grade an Intimität, die

diese verschiedenen Raum- und Naturkonzepte ermöglichen und repräsentieren, vorzuführen.

 

 

 

 

 

Ausstellungsdokumentation in der Galerie LORIS Berlin